Die Karlskirche
Das Bild ist einfach großartig: Nähert man sich ihr vom Karlsplatz aus, spiegelt sie sich mit ihrer reich verzierten Fassade im Spiegelteich. Die Karlskirche zählt nicht nur zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Wiens, sondern auch zu den bedeutendsten barocken Sakralbauten, die nördlich der Alpen zu finden sind.
Im Oktober des Jahres 1713 litt die Bevölkerung in Wien unter einer großen Pestepidemie. Kaiser Karl VI. nahm dies zum Anlass, im Stephansdom ein feierliches Gelöbnis abzulegen. Um die Menschen in der Stadt vor der grausamen Krankheit zu bewahren, wollte er eine prächtige Kirche zu Ehren des heiligen Karl Borromäus errichten lassen, der gleichzeitig als Namenspatron des Herrschers und Pestheiliger galt. Gut zwei Jahre später, im Februar 1716, wurde der Grundstein für das monumentale Bauwerk gelegt. Zuvor hatte sich der Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach bei einem Wettbewerb mit seinem Entwurf für das neue Gotteshaus gegen namhafte Konkurrenten durchsetzen können und den Auftrag erhalten, die Karlskirche zu errichten.
Ganz im Sinne des Habsburger Kaisers entwarf Fischer von Erlach eine Kirche, in der sich Anspielungen auf Bauwerke in Byzanz und Rom finden lassen. Die gesamte Erscheinung des Baus erinnert an die berühmte Hagia Sophia im einstigen Machtzentrum des oströmischen Reiches, Byzanz. Die Verbindung zu Rom ist an zwei Reliefsäulen zu erkennen. Sie sind der Trajanssäule nachempfunden und flankieren auf prominente Weise die Kuppel des Gebäudes.
Während der Hofbeamte Carl Gustav Heraeus für die zahlreichen Reliefs der Kirche verantwortlich zeichnet, stammen die Malereien im Inneren der Karlskirche von verschiedenen Künstlern. Besonders eindrucksvoll ist das Kuppelfresko von Johann Michael Rottmayr und Gaetano Fanti. Sie nehmen das Thema der Reliefs auf und zeigen den heiligen Karl Borromäus, der zusammen mit der Gottesmutter Maria eine Fürbitte ausspricht.
Unbekannt ist der ursprüngliche Erbauer der prächtigen Barockorgel in der Karlskirche, deren mittleres Gehäuse etwa aus dem Jahre 1739 stammt. Ihre heutige Gestalt erhielt sie nach einer umfassenden Modifizierung im Jahr 1847. Joseph Seibert versah das Instrument bei diesem Um- und Ausbau unter anderem mit einem freistehenden Spieltisch und zwei Seitenflügeln. 1989 wurde die Orgel von Grund auf renoviert.
Kritisch sehen viele Besucher der Karlskirche den während der Renovierung der Kuppelfresken im Jahr 2002 aufgestellten Panoramaaufzug. Er ermöglicht es zwar, die beeindruckenden Malereien aus nächster Nähe zu betrachten, zerstört jedoch das harmonische Gesamtbild im Inneren der Kirche.
Infos
Die Karlskirche, die zusammen mit der Technischen Universität und dem Musikverein das architektonische Ensemble des Karlsplatzes bildet, ist von Montag bis Samstag zwischen 9.00 und 18.00 Uhr geöffnet. An Sonn- und Feiertagen sind Besichtigungen zwischen 12.00 und 19.00 Uhr möglich. Erwachsene zahlen für den Besuch der Kirche und die Fahrt mit dem Aufzug in die Kuppel einen Erhaltungsbeitrag von 8 Euro pro Person. Für Kinder unter 10 Jahren ist der Eintritt frei.
Hinkommen
Straßenbahn: Karlsplatz (62), U-Bahn Karlsplatz (U2, U3, U4)
Kreuzherrengasse 1, 1040 Wien