Das Hundertwasserhaus
In den 1980er Jahren geriet der 3. Wiener Gemeindebezirk etwas bunter. In dieser Zeit wurde hier ein Haus errichtet, das nicht nur durch seine äußere und innere Gestaltung im wahrsten Wortsinne auch heute noch aus dem Rahmen fällt. Der Künstler Friedensreich Hundertwasser gestaltete in dieser städtischen Umgebung eine in seiner Entstehungszeit höchst umstrittene Wohnanlage, die in unseren Tagen zu einer der meistfotografierten Sehenswürdigkeiten der österreichischen Hauptstadt gehört.
Geboren wurde Friedrich Stowasser am 15. Dezember 1928 in Wien. Unter dem Namen Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser wurde er später weltberühmt. Dieser selbstgewählte Name kann durchaus als Programm für das gesamte Schaffen des Künstlers betrachtet werden. Als Weltbürger war Hundertwasser sehr viel auf Reisen, blieb seiner Heimatstadt jedoch stets verbunden. Deshalb errichtete er wohl genau hier, gemeinsam mit den Architekten Peter Pelikan und Josef Krawina in einer nicht immer spannungsfreien Zusammenarbeit, von 1983 bis 1985 sein wohl bekanntestes Bauwerk.
Das Hundertwasserhaus befindet sich im 3. Wiener Gemeindebezirk, Landstraße. An der Ecke Kegelgasse 34 - 38 und der Löwengasse 41 – 43 sticht der bunte Gebäudekomplex mit seiner vielfarbigen Fassade, seinen geschwungenen Linien und seinem grünen, wild bewachsenen Dach schon von Weitem aus der umstehenden Bebauung hervor. Doch nicht nur die äußere Erscheinung dieses ungewöhnlichen Wohnhauses ist fernab jeglicher Konformität. Auch die Konzeption der 52 Wohnungen und 4 Geschäfte des Gebäudes stellt ganz besondere Anforderungen an ihre Bewohner. Rechtwinklige Ecken und ebene Böden findet man hier ebenso selten wie weiße Wände und gerade Mauern. Etwa 250 Bäume und Sträucher, die im Laufe der Jahre zu imposanten Exemplaren herangewachsen sind, begrünen nicht nur die 3 Gemeinschaftsterrassen, sondern auch 16 private Freiluftflächen, die zum Teil sogar als kleine Schrebergärten im Haus genutzt werden.
Weltweit erfuhr dieses Mietshaus, das abseits aller Normen eine andere Sichtweise auf das Zusammenleben der Menschen in einer Stadt vermitteln soll, ein Medienecho, das dem Erbauer enorme Publizität eingebracht hat. Die Verbindung von träumerischer Malerei und außergewöhnlicher Architektur ist das unvergleichliche und einzigartige Merkmal dieses Hauses, in dem die Menschen frei und unbeschwert das Leben genießen sollen. Für Hundertwasser ging mit der Realisierung dieses Projektes ein Lebenstraum in Erfüllung, der sein weiteres Schaffen stark geprägt hat.
Beeinflusst wurde Hundertwasser bei seinem Entwurf für den etwas anderen sozialen Wohnungsbau nicht nur von der Kathedrale Sagrada Familia des spanischen Stararchitekten Antonio Gaudí, sondern auch von Ferdinand Cheval mit seinem Palais idéal. Darüber hinaus inspirierten die Watts Towers, die Sabato Rodia in Los Angeles geschaffen hat, und zahlreiche Märchen die Architektur dieses Hauses, dem noch zahlreiche weitere Bauten des Ausnahmekünstlers folgen sollten. Auch diese Gebäude werden nicht selten als Hundertwasserhaus bezeichnet. Das Original jedoch begeistert noch heute Besucher aus aller Welt im 3. Wiener Bezirk.
Hinkommen
Straßenbahn: Hetzgasse (1)
Kegelgasse 36-38, 1030 Wien