Das Burgtheater
Eine der bekanntesten Theaterbühnen Europas, das Burgtheater am Wiener Universitätsring, gilt nach der Comédie-Francaise nicht nur als das zweitälteste Schauspielhaus des Kontinents, sondern auch als das größte Sprechtheater deutscher Zunge. Das Gebäude am Ring, welches 1888 mit der Aufführung von Grillparzers Esther und Wallensteins Lager von Schiller eröffnet wurde, wird auch heute noch allgemein als "neues" Hofburgtheater bezeichnet. Mit seiner Eröffnung wurde ein älteres Haus, das ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert stammte, ersetzt.
Während Karl Freiherr von Hasenauer für die Fassade im Stil des Neubarock verantwortlich zeichnete, war es der in seiner Zeit als Stararchitekt geltende Gottfried Semper, der den Grundriss des Theaters konzipierte. Das neue Burgtheater weist deshalb auch große Ähnlichkeit mit der Semperoper in Dresden und anderen Werken des berühmten Baumeisters auf.
Im Laufe der Bauarbeiten kam es zum Streit zwischen den beiden Architekten, woraufhin sich Semper zurückzog und Hasenauer den Bau des opulent bestückten Logentheaters alleine zu Ende brachte. Bei der Innenausstattung kamen weitere bekannte Künstler der Zeit zum Zuge. So wurden etwa die Deckengemälde der imposanten Treppenhäuser von Gustav Klimt, in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch, eindrucksvoll gestaltet.
Nach der Eröffnung wurde das neue Haus von den Wienern zunächst begeistert angenommen. Die prachtvolle Gestaltung und der Einsatz moderner Technik wie die elektrische Beleuchtung, trafen genau den Nerv der Zeit. Bald stellte sich jedoch heraus, dass die Akustik zu wünschen übrig ließ, was zu heftiger Kritik führte, die erst 10 Jahre später nach umfangreichen Umbauten des Zuschauerraumes verstummte. Das Burgtheater erlebte in der Folgezeit große gesellschaftliche Ereignisse, bei denen nicht selten auch der europäische Hochadel vertreten war.
Eine große Zäsur in der Geschichte des neuen Burgtheaters stellt der 12. April 1945 dar. Nach einem Bombenangriff brannte das Gebäude vollständig aus. Während die Bühne und der Zuschauerraum vollkommen zerstört wurden, blieben die kostbaren Deckengemälde und große Teile des Foyers nahezu unversehrt. Auf Betreiben der sowjetischen Besatzungsmacht wurde das Theater jedoch unverzüglich wieder aufgebaut. Dennoch dauerte es mehr als 10 Jahre, bis das akribisch restaurierte Gebäude erneut seiner Bestimmung übergeben werden konnte.
Heute kann das beeindruckende Gebäude auch außerhalb von Theateraufführungen besichtigt werden. Bei den angebotenen Führungen erhalten die Besucher umfangreiche Erläuterungen sowohl zu den architektonischen Besonderheiten, als auch zur Geschichte und zur Organisation des Hauses. Ein Gang hinter die Kulissen dieses bedeutenden Musentempels verspricht allen, die am Theaterleben interessiert sind, unvergessliche Einblicke in die Welt der Theatermacher und ihrer Wirkungsstätte.
Hinkommen
Straßenbahn: Rathausplatz / Burgtheater (1, D), U-Bahn Herrengasse (U3)
Universitätsring 2, 1010 Wien